Was ist das Schönste am Autorenleben? Was lesen Sie in Ihrer Freizeit? Erzählen Sie uns etwas über den Entstehungsprozess ... Wie ist Ihre Schreibroutine? Was wünschen Sie sich von Ihren Lesern? Ben genießt sein Single-Leben in Chicago in vollen Zügen – bis seine neue Nachbarin nebenan einzieht. Faith ist jung, schön, nicht auf den Mund gefallen und beherrscht problemlos die Regenbogenstrecke bei Mario Kart. Vom ersten Moment an ist er fasziniert von ihrer geheimnisvollen Art sowie den vielen Farbklecksen auf ihren Klamotten und beschließt, sie näher kennenzulernen. Eigentlich kein Problem für den immer gut gelaunten Assistenzarzt, aber im Gegensatz zu seinen bisherigen Eroberungen ist Faith wenig begeistert von seinem Charme. Egal, was Ben versucht, er prallt jedes Mal gegen eine Mauer aus Geheimnissen und Ölfarbe. Mit viel Geduld und Fingerspitzengefühl schafft er es, nach und nach einzelne Steine zu lockern. Doch was er schließlich hinter ihrer Mauer entdeckt, lässt die Farbkleckse auf Faiths Kleidung zu einem Bild werden, das genauso bunt wie dunkel ist …
Am Schönsten finde ich es, wenn meine Figuren anfangen mit mir zu „sprechen“. Zu Beginn eines neuen Romans habe ich eine grobe Vorstellung davon, was passieren soll. Ich sehe also Szenen vor meinem inneren Auge, fast so wie ein Film, der abläuft. Und irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem sich meine Figuren aktiv einmischen und mir zu verstehen geben, dass ihnen vielleicht manche Entwicklung, die ich geplant habe, so gar nicht gefällt. Wenn ich Glück habe, liefern sie mir die Alternative direkt mit – oder die Geschichte stagniert erst einmal, bis ich einen neuen Weg gefunden habe, der dann zu den Figuren passt. Das sind die Momente, in denen ich richtig in die Welt meiner Figuren eintauche – und ich liebe es.
Genau dasselbe, was ich auch schreibe: Liebesromane für jegliches Alter. Ich lese ein gutes New Adult-Buch genau so gerne wie eine Liebesgeschichte für ältere Semester oder einen Young Adult-Roman. Große Gefühle, Tragik und Leidenschaft, und ich bin dabei. Manchmal schnappe ich mir aber auch ein Fantasy-Buch und bewundere meine Autorenkollegen für die Erschaffung ihrer magischen Welten. Das ist etwas, vor dem ich großen Respekt habe und an das ich mich selbst (noch) nicht rantraue.
Ben war 2015 zunächst als Nebenfigur in einem anderen Roman geplant, den ich bis heute nicht beendet habe. Doch er hat mich einfach nicht in Ruhe gelassen und mit seiner lebensbejahenden Art so lange genervt, bis ich beschlossen habe, seine Geschichte zuerst zu erzählen. Und genau diese Penetranz ist eine seiner Eigenschaften in »Keeping Faith« geworden, wie auch seine Einstellung, alles positiv zu sehen. Das mag auch daran liegen, dass ich ihm eine schwedische Mutter gegeben habe. Von den Schweden können wir nämlich noch viel lernen.
Bens Nachbarin Faith war fast genau so schnell da wie er, mit dem einzigen Unterschied, dass sie zunächst Izzy hieß und nur so wurde, wie sie im Roman ist, weil in meinem eigenen Leben etwas passiert ist, das es mir möglich gemacht hat, Faith und ihren Hintergrund besser zu verstehen. Dadurch konnte ich sie viel authentischer darstellen. Im Gegensatz zu Ben ist sie verschlossen und mysteriös, gleichzeitig aber nicht auf den Mund gefallen. Faith ist einfach eine coole Socke mit einer großen Leidenschaft fürs Malen.
Im Frühjahr 2017 habe ich mit dem Roman angefangen, im Herbst 2018 habe ich die erste Fassung beendet. Anfang 2019 habe ich mich endlich getraut, auf Verlagssuche zu gehen – und wurde fündig.
Eine wirkliche Routine habe ich nicht. Ich schreibe immer, wenn ich Zeit und Lust habe. Meistens am Computer, inzwischen aber auch viel von Hand (und nur mit Bleistift!) in ein Notizbuch. Das hilft mir besonders dann, wenn ich das Gefühl habe, am Computer nicht voranzukommen. Oft kommen die Schreibflashs mitten in der Nacht und es passiert gerne mal, dass meine Hand für meine Gedanken zu langsam ist und ich das, was ich da schreibe, kaum mehr lesen kann.
Am nächsten Tag wird dann abgetippt, was ich nachts fabriziert habe und gleichzeitig zum ersten Mal überarbeitet. Und sobald ein Kapitel fertig ist, landet es bei den Testlesern.
Zum einen natürlich, dass sie ganz viel Spaß mit meiner Geschichte haben. Dass sie mitfiebern, mitleiden, mitlachen, sich mit meinen Figuren freuen … Am besten werden Ben und Faith so etwas wie Freunde für meine Leser, von denen sie wiederum ihren Freunden erzählen, die dann neugierig auf »Keeping Faith« werden. Es gibt mittlerweile so viele Bücher und ich habe die Erfahrung gemacht, dass die persönliche Empfehlung immer noch eine gute Möglichkeit ist, Romane bekannt zu machen. Wie der Schlag eines Schmetterlings, der zunächst kaum spürbar ist und dann einen ganzen Tsunami auslösen kann. "Keeping Faith - Farben der Liebe" von Rebekka Wedekind
Interview
Ein Interview mit Rebekka Wedekind
Rebekka Wedekind widmet sich meistens dramatischen Liebesgeschichten, in denen sie ihre Protagonisten vor allerlei Herausforderungen stellt. Sie wohnt in Süddeutschland, reist gerne, liebt guten Kaffee und verbringt freie Zeit oft an ihrem Lieblingssee.

PERSÖNLICHES
ZUM ROMAN "KEEPING FAITH"
DIE BUCHWELT